In der Wirbelsäulenchirurgie befassen sich Fachärzte mit Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule. Dies betrifft die alle anatomischen Strukturen wie Wirbelkörper, Bänder, Gelenke und Bandscheiben der Wirbelsäule sowie Nervenfasern und Rückenmark. Diese Eingriffe werden im Allgemeinen von Neurochirurgen oder speziell geschulten Orthopäden durchgeführt. Auch in der Wirbelsäulenchirurgie erfahrene Unfallchirurgen können einen Teil dieser Eingriffe durchführen.
Erfahrung
Wir behandeln bis auf seltene Ausnahmen das gesamte Spektrum der Erkrankungen der Wirbelsäule.
Abnützungen (Degenerationen) oder rheumatische Erkrankungen bewirken Veränderungen an der Wirbelsäule. Ebenso können Verletzungen, Tumoren und Entzündungen Schäden an der Wirbelsäule verursachen. Patienten/Patientinnen mit angeborenen oder im Laufe des Lebens entstandenen Fehlbildungen benötigen teilweise ebenfalls Operationen an der Wirbelsäule.
Hierunter fallen Krankheitsbilder wie eine Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose oder Hyperkyphose). Knochenbrüche bedingt durch Osteoporose gehören ebenso in das Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie. Durch die älter werdende Bevölkerung sind diese Erkrankungen zunehmend.
Zu den häufigsten Erkrankungen im Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie zählen Bandscheibenvorfälle (auch Diskushernien genannt) und Verengungen des Spinalkanales (Spinalkanalstenosen)sind auch anzutreffen.
Rückenschmerzen sind ein Volksleiden. Etwa 80% aller Erwachsenen klagen mindestens einmal im Leben über ernsthafte Rückenschmerzen. In den meisten Fällen können solche Beschwerden ohne Operation geheilt werden.
Diagnose und Behandlung
Vor eine Therapie eingeleitet werden kann, muss eine exakte Diagnosestellung erfolgen. Hierfür untersucht der Neurochirurg den Patienten / die Patientin in Ruhe und unter verschiedenen Belastungssituationen, um auch dynamische Funktionsstörungen erfassen zu können.
Weiterhin erfolgen teilweise komplexe bildgebende Verfahren. An erster Stelle steht hier die Kernspintomographie (MRI, MRT), die die mit starken Magnetfeldern arbeitet und keine Röntgenstahlen benötigt. Dieses Untersuchungsverfahren ist somit völlig unschädlich. Teilweise kommen zusätzlich weitere Untersuchungstechniken zum Einsatz wie dynamisches Röntgen, Computertomographie oder auch Nervenfunktionsmessungen (Elektrophysiologie).
Viele Erkrankungen können konservativ, das heisst ohne Operation, mit Massnahmen wie Physiotherapie, Infiltrationen (gezielte Spritzen unter Röntgenkontrolle), Änderungen der Lebensgewohnheiten, Sport und verschiedene andere Therapien.
In den Kliniken Belair und Lindberg bespricht ein interdisziplinäres Team komplexe Fälle gemeinsam, um so die optimale Behandlung auch bei komplexen Krankheitsbildern finden zu können.
Sollte eine Operation erforderlich sein, so verwenden wir modernste Operationstechniken. Hier werden Spinalkanalverengungen und Bandscheibenvorfälle (Diskushernien) mikrochirurgisch entfernt, teilweise ist auch eine Versteifung eines Wirbelsäulenabschnittes (Spondylodese) erforderlich. Alternativ können hier teilweise auch künstliche Bandscheiben (Diskusprothesen) eingesetzt werden, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule vollumfänglich zu erhalten.
Erfolgsaussichten
Entscheidend für den Erfolg ist zum einen eine richtige Diagnosestellung, zu anderen die Durchführung der erforderlichen Operation auf höchstem medizinischem Niveau und mit modernster Technik und Qualität.
In den meisten Fällen kann durch eine korrekt durchgeführte Operation eine wesentliche Besserung der Beschwerden oder häufig eine vollständige Beschwerdefreiheit erreicht werden.
Das Team der Wirbelsäulenchirurgie umsorgt die Patienten während der gesamten Behandlung bis zur vollständigen Genesung auch nach dem Klinikaustritt.
Weitere Informationen
Mit welchen Beschwerden kommt ein Patient in die Wirbelsäulenchirurgie?
Am häufigsten sind Rückenschmerzen im unteren Bereich der Wirbelsäule, der Lendenwirbelsäule, oft mit Schmerzausstrahlung in ein oder beide Beine. Aber auch hartnäckige Nacken- und Armschmerzen machen den Besuch beim Wirbelsäulenchirurg nötig.
Drückt eine Bandscheibe auf einen Nerv (Diskushernie) oder sind Nerven durch eine Spinalkanalstenose eingeklemmt, kann der Schmerz in Arme oder Beine ausstrahlen (Radikulopathie).
Das Rückenmark verläuft innerhalb der Wirbel in einem knöchernen Kanal, dem sogenannten Spinalkanal. Nicht selten kommt es vor allen bei älteren Menschen durch Abnutzung der Wirbelsäule und Arthrose der Wirbelgelenke hier zu Verengungen mit Einklemmung von Nerven (Spinalkanalstenose). Diese Beschwerden treten typischerweise beim Gehen auf und bessern sich durch Absitzen (Claudicatio spinalis).
Bei stärkerer Einklemmung von Nerven durch Diskushernien oder Spinalkanalverengungen können auch Gefühlsstörungen und Lähmungen im Bereich der Arme oder Beine auftreten. Selten sind auch Blasen-und Darmnerven mit eingeklemmt mit einer entsprechenden Funktionsstörung dieser Organe. In solchen Fällen muss rasch gehandelt werden, um bleibenden Schäden vorzubeugen.
Wann ist eine Operation der Wirbelsäule nötig?
Rückenschmerzen sind sehr häufig. Viele Funktionsstörungen (bis zu 90%) können durch konservative Massnahmen (Physiotherapie und Medikamente) zum Beispiel durch einen Rheumatologen verordnet, innerhalb einer zumutbaren Zeit erfolgreich behandelt werden. Hier arbeiten wir eng mit ortsansässigen Rheumatologen zusammen. Sind die Beschwerden jedoch hartnäckig oder im Verlauf sogar zunehmend und halten länger als 3-6 Wochen an, sind weitere Abklärungen angezeigt. Wenn auch Infiltrationen nicht nachhaltig helfen, sollte überprüft werden ob eine Rückenoperation die Beschwerden beseitigen kann.
Bei Vorliegen von Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Ameisenlaufen und Einschlafen im Bereich von Armen oder Beinen) oder Lähmungen dieser Körperregionen sollte frühzeitig die Erforderlichkeit einer Operation überprüft werden.
Für die Erfolgsaussicht einer Operation ist auch die rechtzeitige Durchführung des Eingriffes mit entscheidend. Sonst können sich neurologische Störungen wie Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen teilweise auch trotz korrekter Operation nicht oder nur unvollständig zurückbilden.
Ebenso können Schmerzen, die über viele Monate bestehen, mit der Zeit zunehmend chronisch werden. In diesem ungünstigen Fall bessern sich die Schmerzen trotz Entlastung des eingeklemmten Nerven durch eine Operation nicht mehr oder nur unvollständig (sog. Schmerzkrankheit).
Der Wirbelsäulenchirurg erwägt Nutzen und Risiko eines Eingriffes immer sorgfältig ab und sucht im Gespräch mit dem Patienten/der Patientin die bestmögliche Behandlung für diesen zu finden.
Wie wird eine Operation der Wirbelsäule durchgeführt?
Der Arzt schlägt dem Patienten/ der Patientin die bestmögliche Operation für die jeweilige Erkrankung vor. Die meisten Wirbelsäulenoperationen erfolgen mit einem Zugang von hinten zur Wirbelsäule. Im Bereich der Halswirbelsäule wird häufig von vorne operiert. Teilweise sind auch unterschiedliche Zugänge möglich. Die Vorgehensweise wird immer detailliert mit dem Patienten/ der Patientin abgesprochen. Neurochirurgische Operationen an der Wirbelsäule erfolgen in den meisten Fällen mikrochirurgisch durch einen kleinen Hautschnitt. Der Chirurg arbeitet hierbei durch einen engen Arbeitskanal unter Sicht eines modernen Operationsmikroskopes, um die diffizile Arbeit in direkter Nachbarschaft zu Nerven und Rückenmark zuverlässig und sicher durchführen zu können. Während der Operation werden die wichtigsten Nervenfunktionen kontinuierlich elektronisch überwacht (sogenanntes Neuromonitoring). Teilweise kommen auch Endoskope zum Einsatz (Schlüssellochtechnik). Auch Wirbelversteifungen können zum Teil minimalinvasiv über mehrere kleine Schnitte durchgeführt werden. Ausgedehntere Wirbelversteifungen (mehrere Segmente) werden häufig durch einen etwas längeren Hautschnitt offen durchgeführt. Bei komplexen Wirbelsäulenoperationen können mit Hilfe einer Computernavigation (Brainlab Neuronavigation) in Kombination mit modernsten Online-Bilddarstellungen (3D-Bildgebung) Schrauben und andere Implantate millimetergenau über einen kleinen Hautschnitt platziert werden. Dies ist vor allem an der Brust- und Halswirbelsäule wichtig, wo Rückenmark, Nerven und lebenswichtige Blutgefässe auf engstem Raum dicht beieinander liegen.
Gibt es Risiken bei einer Wirbelsäulenoperation?
Im Innern der Wirbelsäule liegen Rückenmark, Nervenbahnen und Blutgefässe. Diese Strukturen sind sehr empfindlich und dürfen verständlicherweise nicht geschädigt werden.
Der wichtigste Sicherheitsfaktor ist hier die gute Ausbildung und die grosse Erfahrung des Chirurgen. Im spine.team operieren erfahrene Neurochirurgen mit hervorragender Expertise.
Modernste Operationstechniken helfen den Wirbelsäulenchirurgen, die Sicherheit der Operation weiter zu erhöhen.
Selbstverständlich besteht dennoch bei jeder Operation ein kleines Risiko für Komplikationen. Selten zeigt sich eine schlecht heilende Wunde (Wundinfekt), die z.B. eine gewisse Zeit mit Antibiotika behandelt werden muss. Auch ein gelegentlich auftretender Bluterguss nach einer Operation kann auf Nerven und Rückenmark drücken und muss manchmal durch eine weitere kleine Operation entfernt werden. Um mögliche Komplikationen nach einem Eingriff sofort erkennen zu können, werden die Patienten/Patientinnen je nach Schwere des erfolgten Eingriffes postoperativ auf der Intensiv- oder Überwachungsstation für bis zu 24 Stunden überwacht.
Durch die oben erwähnten Sicherheitsfaktoren ist die Verletzung von Nerven oder Rückenmark sehr selten, ist aber dennoch nicht unmöglich. Letztendlich kann jeder Eingriff an der Wirbelsäule, auch eine Infiltration, im ungünstigsten Fall zu lebensbedrohlichen Komplikationen und bleibenden Schäden führen.
Operationen an der Wirbelsäulenchirurgie werden im Allgemeinen in Vollnarkose durchgeführt. Ein Eingriff in örtlicher Betäubung ist teilweise möglich. Dies ist jedoch nur in wenigen Ausnahmen sinnvoll. Die Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) kann heute sehr sicher durchgeführt werden. Dennoch besteht auch hier, vor allem bei Patienten mit erheblichen Begleiterkrankungen, ein geringes Risiko für teilweise auch ernste bis lebensbedrohliche Komplikationen.
Jeder Patient und jede Patientin wird vor einem Eingriff vom behandelnden Arzt über die geplante Therapie, Erfolgsaussicht, Risiken und Alternativen gründlich informiert. Selbstverständlich erfolgen Eingriffe nur, wenn der Patient/ die Patientin nach erfolgter Aufklärung auch diesem zustimmt.
Wie lange brauche ich nach einer Wirbelsäulenoperation bis ich mich normal bewegen kann?
Der genaue Ablauf nach einer Wirbelsäulenoperation hängt von Lokalisation und Ausmass des Eingriffs ab. Die ersten Tage verbringen Patienten und Patientinnen in der Klinik.
Meist können die Patienten/Patientinnen bereits am Operationstag oder am nächsten Tag das erste Mal wieder aufstehen. Dies erfolgt in den ersten Tagen unter Hilfestellung und Aufsicht von Physiotherapeuten und Pflegefachkräften.
Jüngere Patienten/Patientinnen sind meist rasch wieder mobil und können oft wenige Tage nach dem Eingriff wieder nach Hause entlassen werden. Ältere Patienten/Patientinnen, insbesondere wenn zusätzlich erhebliche Begleiterkrankungen vorliegen, verbleiben oft einige Tage länger im Spital oder gehen im Anschluss noch in eine Reha-Behandlung oder eine Erholungskur. Die Formalitäten für die Organisation derartiger Anschlussbehandlungen werden von uns erledigt.
Rückenoperierte Patienten/Patientinnen sollten sich für etwa 4 Wochen noch schonen und zum Beispiel nichts schweres Heben und auch Drehbewegungen des Rumpfes vermeiden. Bei Wirbelfusionen (Spondylodesen) ist häufig eine Schonung von 3 Monaten sinnvoll, um eine knöcherne Heilung zuverlässig zu gewährleisten. Während des stationären Aufenthaltes werden die Patienten/Patientinnen diesbezüglich ausführlich instruiert und trainiert, sodass sie zu Hause ihren Alltag problemlos bewältigen können. Bei Problemen nach dem Austritt empfehlen wir, den behandelnden Arzt zu kontaktieren. Die Kontaktdaten erhalten Sie spätestens im Rahmen des Austrittsgespräches ausgehändigt. In dringenden Fällen können Sie sich jederzeit in der Privatklinik Belair oder Lindberg melden.